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ranger-bauwerke:sicherheitshinweise

Lagerbauten und deren Sicherheit

Richard
Juli 2016

Vorwort

Die notwendige Sorgfalt fängt bereits vor einem Camp an. Risiken müssen bereits bei der Planung berücksichtigt werden. The worst case - frage dich was im schlimmsten Fall passieren kann. Wenn du Nächte lang nicht mehr schlafen kannst, dann solltest du deine Konstruktion abändern. Der innere Frieden spielt eine sehr bedeutende Rolle.
Ein Beispiel: während der Vorbereitung der Windmühle mußte ich deswegen manches verwerfen. Auch während des Camps hatte ich keinen Frieden darüber, das Windrad laufen zu lassen, solange dabei Kinder in Gefahr waren. Hinzu kam noch, daß der Wind aus der entgegengesetzten Richtung blies (Lagerauslegung).
Vor dem Abbau, als alle Kinder weg waren, konnten wir zwar den Nachweis erbringen, daß das Windrad super gelaufen ist, doch sicherer war es in diesem Fall ohne dieses zusätzliche Risiko.

Die Sicherheit von Bauten ist davon abhängig, in wieweit ich von der möglichen Katastrophe entfernt bin. Z.B. fährst du mit deinem Fahrrad extrem schnell so knapp an einem Baum vorbei, dass der Lenker eine dünne Gummispur an der Baumrinde hinterlässt - eine Sache für Stuntmen - oder du fährst mit einem Abstand von 3m am Baum vorbei. Unbestreitbar, du hast dadurch eine wesentlich höhere Sicherheit mit einbezogen.
Im Campbau ist dies nichts anderes. Aber dein Ziel muss sein, dass dein Bauwerk mindestens das Doppelte aushält. Ganz klar, es hängt auch stark davon ab, welch ein Schaden entstehen kann. Denn es ist ein wesentlicher Unterschied, ob wegen eines zu schwach ausgelegten Kreuzbundes das Essbesteck in den Schmutz fällt oder ob dir ein Hordentopf voll mit kochendem Wasser überm Hochherd hängend in die Turnschuhe läuft.
Tatsache ist: das Seil reißt eher bei einem, der sich aufhängen will, als bei einem, der sich in die Schlucht abseilt.
Lerne, die wichtigen Elemente deines Bauwerks von den weniger wichtigen zu unterscheiden. Gestalte diese sicher → gutes Holz und Seilmaterial.

Allgemeine Hinweise

Achte darauf, daß du angefangene Bünde stets fertig bindest. Auch die Stangen immer an beiden Enden festbinden. Ist z.B. eine Stange nur an einem Ende verknotet, und das Horn bläst in diesem Augenblick zum Antreten, du rennst weg um ja pünktlich zu sein. Aber was passiert mit dieser Stange? Sie kann irgendwann, wenn du es nicht erwartest, runterfallen, wie bei uns auf dem Bundescamp. Eine 4m Stange fiel am nichtangebundenen Ende runter und traf mit der Stirnkante voll auf eine darunterstehende Teamkiste → der Deckel wurde durchgeschlagen. Danke Herr, das hätte mein Kopf sein können.

Leitern sollten fest installiert werden → angebunden und gesichert gegen Verrutschen. Werkzeuge und Sonstiges muß über 1m Höhe mit Sorgfalt angewendet werden. Ruckzuck fällt dir das Messer aus der Hand und beschleunigt mit 9,81m/s² nach unten. Wehe dem, der da unten ahnungslos seines Weges geht.

Die Sicherungspfosten sind unter Berücksichtigung von Bodenbeschaffenheit und Aufweichen durch Regenguß einzuschlagen → Länge, Anzahl, etc.

Entasten von Stangen, die ständig im Gebrauch sind. Eßtisch, Bänke und Spielgeräte - auch ganz unten, denn Kleinkinder bewegen sich auch da, wo normalerweise kein Erwachsener hinkommt und stoßen häufig ihren Kopf an. Deshalb schon während des Baus und vor allem nach Fertigstellung nochmals alles danach absuchen. Wer sitzt schon gerne auf einem spitzen Aststumpf?

Keine Stolperfallen: Abspannleinen nur so kurz wie unbedingt erforderlich, notfalls markant kennzeichnen. Oder Gebiete absperren, aber nie in Kopfhöhe.

Kanten brechen: Stirnholz hat nach dem Sägen scharfe Kanten. Diese werden mit dem Fahrtenmesser gebrochen, d.h. angefast.

Aufräumen: keine gefährlichen Werkzeuge im Gras rumliegen lassen. Jeden Abend wird alles Werkzeug sortiert, kontrolliert und eingelagert (vor Feuchtigkeit schützen!).

Abbau: ziehe niemals einen Pfosten der fest in der Erde sitzt, mit einem Seil ans Auto gebunden heraus. Das Seil spannt sich wie eine Zugfeder.

Die Dreiecksbauweise hat die höchste Stabilität. Mache aus einem Viereck durch eine Diagonale 2 Dreiecke - sowohl flächig wie auch räumlich gesehen.

Sichere Bünde

Der Kreuzbund:
Bei weniger wichtigen Bünden genügt es, 3 Umschlingungen zu machen. Bei den maßgebenden Bünden verwende 5 bis 8. Achte darauf, dass die Anzahl bei allen Übergängen gleich ist. Mehr wie 8 Umschlingungen bringen nicht mehr Sicherheit. Die Gefahr, dass ein Strang überlastet ist, bleibt gleich groß, ob du 5 Stränge hast oder 20. Die Reibung spielt dabei eine wichtige Rolle. Besser ist dann, wenn du den Bund mit 6 Umschlingungen machst, und darüber nochmals einen zusätzlichen Bund setzt. Dieser übernimmt bei einem Seilbruch dann die Aufgabe des ersten Kreuzbundes. Denn eine monkige Stelle im Seil reicht, und der Bund versagt.

So berechnet man die zulässige Belastung bei einem Kreuzbund:
Sisal, (das meistverwendetste Seil) mit Durchmesser 4 mm, hält eine Zugkraft von 110 N aus (entspr. 11kg). Du machst damit einen Bund mit 6 Umschlingungen. Du hast dann je 4x das Seil oben links, unten links, oben rechts und unten rechts. D.h. 4 x 6 = 24 Seile halten den Querbalken fest. Zugkraft = 2640 N (264 kg).
Wegen dem Knebeln musst du die Hälfte abziehen, weil du dadurch eine innere Spannung auf den Bund bringst.
Ergebnis: Der Kreuzbund kann mit 132 kg statisch (ruhend) belastet werden. Bei 2-facher Sicherheit sind es dann noch 66 kg.
Eine weitere versteckte Sicherheit liegt noch zwischen der zulässigen Zugkraft und der eigentlichen Bruchlast (bei Sisal Faktor 5 - 8). Aber in diesem Bereich kann das Seil schon bleibende Schäden erhalten, z.B. wenn man beim Knebeln zu stark zieht. → vergewissere dich als Leiter und Ranger über die Zuverlässigkeit wichtiger Bünde - du darfst dafür geradestehen.

ranger-bauwerke/sicherheitshinweise.txt · Zuletzt geändert: 06/02/2022 18:08 von

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